Bernhard Eberle
Zentralquelle

Zentralquelle

Multiple aus gebrauchtem Karton, Buchdruck, 27 x 25 x 11 cm
unlimitierte Auflage seit 2002 als work in progress.

»...gleichmässig über das Land verteilt, findet man kleine gemauerte Türme. Sie stehen ausserhalb der Dörfer, die Grundform ist quadratisch, die Höhe etwa vier Meter. Licht fällt allein durch die Tür. Diese ist unverschlossen, der Turm für jeden zugänglich. Innen sind an allen Wänden bis unter die Decke hölzerne Regale befestigt. Auf diesen Regalen reihen sich - eng an eng - dutzende aus alten Kartonagen gefertigte Handtaschen. Sie sind nicht zu öffnen und haben scheinbar keinerlei Inhalt. Gleich ist allen die Form und der Aufdruck "Zentralquelle".

Die Taschen werden von allen Bewohnern des Landes gleichermaßen genutzt. Schon im Morgengrauen kann man einzelne Menschen still mit der Tasche gehend sehen. Ein Mensch mit Tasche wird weder angesprochen noch spricht er selbst. Das Gehen mit der Tasche scheint den Menschen hier eine Notwendigkeit zu sein, ein tägliches Üben, Suchen und Finden. Gleich Bergwerksarbeitern, die ihre Lampe nehmen und in den Schacht einfahren, nehmen sie die Taschen aus dem Turm. Das Gehen findet in höchster Konzentration und Versenkung statt, die Tasche als Führer auf dem Weg durch die Gruben der Seele. Nach dem Gehen stellen die Menschen die Tasche zurück in die Regale und gehen ihrem Alltag nach...«


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